Samstag, 21. Juli 2012

Das kann ein Westler nicht verstehen…


Wir ist der Iran, warum ist er so und warum akzeptieren die Menschen die Zwänge und Auflagen?



Das ist für uns ehrlich gesagt ein Rätsel. Wir sind jetzt zum dritten Mal im Iran und müssen feststellen, dass in den letzten acht Jahren das Land sich verändert hat. Nein, leider keine Liberalisierung wie wir 2004 nach den Studentenprotesten gehofft hatten, sondern weitere Einschränkungen und vor allem eine wirtschaftliche Verschlechterung des Landes.
Auf der einen Seite hat man die so freundlichen und lebensfrohen Menschen, die keinen grünen Flecken frei lassen um am Abend ausgelassen zu picknicken. Meist wird noch ein mini Zelt aufgestellt, eine Decke ausgebreitet und genüsslich bis spät in die Nacht eine Wasserpfeife geraucht.

Die Damen sind unglaublich gepflegt und achten penibel auf ihr Äußeres. In Teheran und Tabriz hatten wir den Eindruck, dass die jungen Damen inzwischen engere und buntere Mäntel tragen. Jedoch in den anderen Städten konnten wir beobachten, dass die Mehrheit schwarze Kopftücher und den Schador tragen. Wir waren richtig traurig, als wir in Esfahan die gemütlichen Teehäuser nicht mehr vorgefunden haben. Alle sind geschlossen. Alle die wir fragten, schauten ein wenig traurig und zuckten mit den Achseln. Die Dame von der Touristinfo erklärte uns das damit, dass der Staat sich um die Gesundheit der Menschen sorgt und darum die Teehäuser und Wasserpfeifen komplett verboten hat.

Die Argumentation ist wohl eher ein höflicher Versuch die schwierige Situation zu umschreiben. Denn kleine Teehäuser nur für Männer, abseits und für Touristen nicht leicht zu erkennen, gibt es noch. Die Jugendlichen erklärten uns, dass es den Regierenden nicht gefallen hat, dass das Volk, Jugendliche aber auch ganze Familien, gemütlich am Abend in den Teehäusern zusammensaß, redete und einfach das Leben genoss. Man könnte es schon fast als Provokation sehen, dass in den schönsten Teehäusern unter den berühmten Brücken jetzt religiöse Büros eingerichtet sind.
Uns ist dieses Mal auch aufgefallen, dass in den Städten und Dörfern viele Bauprojekte begonnen aber nicht fertig ist. Man merkt deutlich, dass es anscheinend an Ersatzteilen und bestimmten Produkten fehlt. Aber auf der anderen Seite bieten die kleinen Handy und Computer Shops die jeweils aktuellen Elektronikmodelle an.
Durch die verschiedenen Embargos, zuletzt ist Ende Juni 2012 wieder ein verstärktes in Kraft getreten, steigt die Verteuerung der Alltagsgüter enorm an. Die Menschen stöhnen wegen der extremen Inflation. Durch das Embargo des Bankenwesens ist es für die international agierenden iranischen Firmen sehr schwer ihre Geschäfte zu tätigen. Das Internet wird staatlich zensiert. Facebook ist abgeschaltet, ja sogar unser Blog hat hier nicht funktioniert. Viele Menschen beschweren sich deutlich über die aktuelle Politik der Regierung, trotzdem spürten wir nicht die gleiche Aufbruchsstimmung wie 2003 / 2004.

Eines haben wir jedoch verstanden. Die Menschen sind immer noch so gastfreundlich und liebenswert wie eh und je. Das Land ist aus unserer Sicht sehenswert, auch wenn den Iranern einiges an Lebenslust genommen wurde. Der Iran ist einfach zu bereisen. Die Menschen freuen sich unglaublich wenn westliche Ausländer trotz der politischen Lage ihr Land besuchen.

1 Kommentar:

  1. .....macht irgendwie verdammt nachdenklich....euch wahrscheinlich noch mehr - nachdem ihr einen Vergleich habt!?....

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Danke für deine Nachricht.
Liebe Grüsse, die Özis