Freitag, 31. August 2012

Fest oder Zirkus am Song Kul See?


Endlich raus aus Bishkek und weiter Richtung Ostkirgistan. Nicht weit von Bishkek entfernt liegt der Burana Tower, dem wir natürlich einen Besuch abstatten. Dazu müssen wir durch den Marktfleck Toktogul fahren.

Muslimische Gräber werden eigentlich traditionell sehr einfach gehalten und haben keine Wände.
In Kirgistan wird aus Lehm das Grab eingefaßt.
 
Gleich bei der ersten Querstraße werden wir von der Polizei angehalten. Immer das gleiche Spiel. Polizeiauto steht irgendwo am Rand, ein Polizist winkt einen heraus, stellt sich mit Namen vor und möchte die Papiere. Welche ist meist unsere Frage, verdutzt heißt es dann „Maschine Passport“. Wir geben die Fahrzeugpapiere meist zögernd oder gar nicht raus, weil die Polizisten einem Angst machen wollen, wenn sie die Papiere, die sie meist nicht verstehen, in der Hand halten. Dann muss ich mit zum Polizeiauto, wo der Chef drin sitzt. In diesem Fall lautet die Anschuldigung, wir hätten vorhin nicht rechts in diese Straße abbiegen dürfen. Auf meinen dezenten Hinweis, dass just in diesem Augenblick einige PKW aus der gleichen Richtung an uns vorbei fahren, ernte ich ein Kopfschütteln. Ich hätte ein Schild missachtet. Wir haben wirklich keins gesehen. Energisch, aber freundlich weise ich jede Schuld von mir und möchte den Oberchief sprechen. Tatsächlich wird jemand angerufen, der Englisch spricht. Ich erkläre ihm, dass wir nichts falsch gemacht haben und alle anderen hier fahren dürfen. Stelle vorsichtig die Frage, ob es evtl. damit zusammenhängt, weil wir Touristen sind? Daraufhin wünscht man uns eine gute Fahrt. Dies passiert uns leider auch am Rückweg wieder. Dieses mal, wollen wir eine Quittung haben und zücken das Telefon um die Botschaft anzurufen. Freundlich werden wir ohne Strafe verabschiedet. ;-)
 
Kochor die Bäckerin am Markt. Wir kaufen mehrere Fladen von diesem
frischen Brot und essen es noch während der Fahrt auf.
 
 
Burana Tower
Petra und Jonas erklimmen den Turm.
Nur ganz schmale Treppen führen
innen nach oben.
Der Burana Tower steht ziemlich einsam auf einem Feld, im Hintergrund das wunderschöne Bergpanorama.
 
Man hat eine Jurte zu einem Museum umgewandelt und dahinter ist ein größerer Bereich mit vielen Steinfiguren und Köpfen. Dies sind sehr alte Grabsteine aus ganz Kirgistan. Man weiß jedoch nicht, ob damit die Gräber der getöteten Feinde oder siegreichen Krieger geschmückt waren. Burana war einst ein sehr wichtiges Handelszentrum entlang der Seidenstraße zwischen China und dem fruchtbaren Fergana Tal.
 
Am Turm treffen wir eine deutschsprachige Reisegruppe mit Guide. Natürlich werden wir gleich befragt und so entsteht eine nette Unterhaltung. Wir erfahren, dass sie am Samstag, also in drei Tagen, am Song Kul See ein Nomaden Fest besuchen werden. Dies soll sehr interessant sein. Der Guide zeigt uns auf der Karte, wo ungefähr das Fest am See sein soll.

 



Jonas vor einem alten Grabstein. Er ist überzeugt, der hat mal einem großen Kämpfer gehört.
 

Song Kul See auf 3.016 m
Kurzerhand ändern wir unsere Pläne und steuern nach einem kleinen Zwischenstopp am Issy Kul See, den Song Kul See an. Der See ist mit 18 km x 29 km der zweitgrößte See Kirgistans und liegt auf einer Hochebene mit 3.016 m. Die geteerte Straße führt uns durch Kochkor, bis wir dann rechts zum Song Kul abbiegen. Ab jetzt gibt es nur noch Naturpiste.



Diesen Passmußte Pemujo hoch bis auf 3.158 m.


 

Es geht durch ein tolles Tal immer weiter hinauf. Eine sehr steile und schmale Piste führt jetzt die letzten Kilometer hinauf zum 3.158 m hohen Pass.

Die Aussicht ist atemberaubend und wird etwas von unserem Bammel gedrückt. Aber ohne Probleme kommen wir auf der Hochebene an und bald öffnet sich auch der Blick auf diesen herrlichen See.

Die Piste ist steil und steinig aber gut befahrbar. Im Hintergrund der See.
 
Abendstimmung am Song Kul.
Wir sehen kleine weise Punkte um den See verstreut, welche sich später als Jurten herausstellen. Immer wieder kommen uns Schaf- oder Pferdeherden entgegen. Die Hirten kommen zu uns auf einen Plausch.










Der Hirte kommt zu uns auf einen Plausch.
 
Leider hatten wir zu wenig Platz um die nette Dame mit zu nehmen.


Am Nordufer angekommen fragen wir bei der ersten Jurte nach dem Fest. Der Mann meint freundlich, dass es morgen gleich hier am Ufer sein wird und wir gerne bei seiner Jurte campieren können. Hmmm, der Guide der Reisegruppe hatte uns aber das Südufer genannt. Wir bedanken uns artig und teilen ihm mit, dass wir vorher noch das Südufer sehen möchten. Langsam wird es spät und es beginnt zu dämmern. Die Temperatur sinkt sehr schnell.

Eine steinige Naturpiste führt um den See. Alle Nomaden die wir fragen zucken mit den Achseln und sagen, dass es jetzt kein Fest gibt. Toll! Wir fahren trotzdem weiter Richtung Südufer. Ein lustiger Nomade in seinem alten Audi hält an und sagt uns, dass es tatsächlich morgen ein Fest geben wird. Wir sollen einfach weiter fahren. Er komme später nach holt nur noch schnell ´was alkoholisches zum Trinken. Wo, fragen wir uns nur, denn wir haben nur den See, unendlich Landschaft und ein paar Jurten gesehen.
 
 
Es wird dunkel, das Südufer haben wir auch fast ganz geschafft also beschließen wir in der Nähe von ein paar Jurten am Ufer zu campen. Wir finden es inzwischen richtig kalt, so um die 14 °C. Gut angezogen gehe ich mit Jonas eine Runde. Wir treffen Jungs beim Holzmachen. Wir fragen sie nach dem Fest und sie zeigen gleich nickend auf ein paar Jurten nicht weit entfernt. Juhu, wir haben es doch noch gefunden.
 
Das ist ein Stellplatz! Da kommt man mit seinem Nachbarn nicht zum Streiten.


Die Luft ist herrlich klar, die Landschaft unbeschreiblich schön und ein malerischer Sonnenuntergang machen den Tag perfekt.













Das Fest

Am frühen Morgen erkundet Jonas das Lager.
In der Nacht hatte es eisige 8 °C!
Wir fahren sehr früh am Morgen rüber zu den anderen Jurten und möchten beim Aufbau des Festes zuschauen. Als ersten begrüßen uns gleich zwei geschäftstüchtige Damen und verkaufen uns Tickets, welche den Eintritt und ein Mittagessen beinhalten. Wir haben Ticketnummer 2.








Alle sind sehr freundlich, jedoch sehen wir keine großen Festvorbereitungen. Ein Nomade meint zum anderen: „Wir wollten doch um 10 Uhr anfangen, oder?“ Ich grinse und mische mich auf türkisch ein: “stimmt, so steht es zumindest auf dem Programm“ und sie grinsen auch, denn es ist 10.05 Uhr. Immer mehr Touristen kommen, entweder zu Fuß (woher auch immer) oder mit Minibussen bzw. Jeeps. Wir vermissen die einheimischen Zuschauer.



Schöne traditionelle Musik für die Touristen.

Das Fest wird mit einer kurzen Ansprache (eine junge Dame übersetzt ins Englische) eröffnet. Danach geht’s gleich musikalisch weiter. Männer mit Ziehharmonika und traditioneller Gitarre begleiten Damen, die alte Nomadenlieder zum Besten geben.
 
 
 
 
 
Leider besteht das Publikum fast ausschließlich aus Touristen. Das ist also der Grund, warum die anderen Nomaden am Vortag nichts von diesem Fest wussten.

Der starke Sieger.

Irgendwie kommen wir uns wie im Zirkus vor.

Die Nomaden singen, zeigen Kunststücke mit ihren Pferden, traditionelle Wettkämpfe zu Pferd
 
(im vollen Galopp versuchen die Reiter Geldscheine vom Boden aufzuheben, oder zwei Männer treten gegeneinander an um jeweils den Kontrahenten aus seinem Sattel zu werfen

Kok Boru war in der Sowjetzeit verboten. Jetzt darf es auf keinem Fest fehlen.

und am Schluss gibt es noch das bekannte "Kok Boru" Spiel, wo zwei Mannschaften zu Pferd gegeneinander antreten und versuchen ein totes Schaf hinter der Linie des Gegners abzulegen)
und veranstalten sogar ein Tauziehen, wo Touristen gegen Touristen etc. antreten. Da wird es uns dann langsam zu viel des Guten.
 
Zwei "junge" Welten treffen auf einander,
verstehen sih aber blendend.


Wir gehen lieber zu den Jurten zurück, setzen uns ins Gras zu Nomaden und Touristen an die lange Mittagstafel und genießen hier die ausgelassene Stimmung.


Mit gemischten Gefühlen fahren wir noch am Nachmittag wieder zurück zum Issy Kul See. Die Anfahrt über den steilen Pass, der herrliche See mit den hohen Bergen im Hintergrund, die unglaubliche Weite der Landschaft und vor allem die freundlichen Nomaden in ihren Jurten haben uns beeindruckt und begeistert. Jedoch hatten wir bei diesem extra für Touristen inszenierten Fest ein komisches Gefühl, wir kamen uns wie in einem Zirkus vor.


 

Wir hatten gehofft, ein lebendiges Nomadenfest zu besuchen, wo wir nur als geduldete Zaungäste etwas in die fremde Kultur reinschnuppern dürfen. Auf der anderen Seite verdienen die Nomaden auf diese Weise in den wenigen schneefreien Monaten ein wenig dazu und können gezielt ihre Traditionen den Besuchern vermitteln.



Der Abstecher zum Song Kul war auf jeden Fall super und hat sich schon wegen der Natur und den freundlichen Nomaden voll gelohnt.

 
 
 
 

2 Kommentare:

  1. und wieder wundervolle fotos!!! vielen dank! und weiterhin alles gute euch drei - wir vermissen euch :-)
    sara, oli und thomas

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  2. Ich schließe mich an, sehr schöne Fotos. Bin begeistert. Passt auf euch auf. Kathrin

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Danke für deine Nachricht.
Liebe Grüsse, die Özis