08.09.212 -13.09.12 Fahrt durch das
Altai: Ölgii nach Bayanhongor
Natürlich verlassen wir Ölgii wieder
fast mit dem gleichen Wetter, wie wir hier angekommen sind. Es
regnet!
Jetzt geht es los. Wir versuchen in ca.
einer Woche von Ölgii ganz im Westen der Mongolei nach Bayanhongor
in der Zentralmongolei zu fahren. Gleich am Ortsende von Ölgii endet
der Teer und das wird auch so die nächsten Tage bleiben. Wir fahren
auf Naturpisten, die am Anfang sandig uns steinig sind, oder bei
Regen eben matschig.
Der Regen folgt uns - und: wo ist die beste Durchfahrt?
Im Altai lebt man sehr abgeschieden
Alle Pisten verzweigen sich immer
wieder zigfach, bis zu 15 Spuren. Am Anfang sind wir noch unsicher,
welcher Spur wir folgen wollen, denn gerade die am Rand weichen oft
Kilometer von der Hauptroute ab um dann nach einem Umweg oder auch
einer Abkürzung wieder mit der Hauptroute zusammen zu kommen. Unser
Navi zeigt eine Route an, die wir nur als grobe Orientierung und
Richtungsbestimmung hernehmen können. Denn nicht selten ist die
Naviroute wegen Regen oder Schnee nicht mehr passierbar und die
Fahrzeuge haben sich einfach einen anderen Weg in der Weite gesucht.
Ene mene Muh - welche Piste darf´s denn sein?
Schreckliches Wellblech
Es ist zu Beginn hügelig, wir kommen
an Seen vorbei und die schneebedeckten Berge kommen immer näher. Die
Pisten sind dann gerade auf den Pässen und an den Rändern der Seen
sehr nass und matschig. Immer öfter müssen wir Flüsse queren oder
matschiges Marschland durchfahren. Der 4x4 kommt immer öfter zum
Einsatz. Bevor wir furten geht die Petra oder ich meist barfuß durch
den eiskalten Fluss, um die Tiefe und den Untergrund zu prüfen.
Manchmal ist der Untergrund im Bach zu weich, dass wir Angst haben
darin uns einzugraben. Deshalb gilt es gleich bei der Einfahrt den
4x4 einzuschalten und mit genügend Schwung die Furt zu nehmen. Aber
das geht oft nicht so einfach, weil zu erst ein hoher Absatz in den
Fluss überwunden werden muss.
Wieder einmal durch einen Fluss
Wenn eine Brücke, dann so - deshalb durch die Flüsse...
Ein Rastplazt
Im Matsch sehen wir tiefe Spuren von
anderen Fahrzeugen oder Gräben wo sich LKWs eingegraben haben. Unser
Nissan macht das aber super. Gerade mit Allrad hat er richtig viel
Kraft und pflügt unsere 3.5 Tonnen sicher durch das schwierige
Terrain.
Wir bewegen uns auf bis zu 2.800m und
die Wolken scheinen den Boden fast zu berühren. Die Landschaft ist
unglaublich schön. Riesige Ebenen erstrecken sich bis zum Horizont
wo meist schneebedeckte Berge einen Rahmen bilden. Auf den Pässen
ist meist eine Steinpyramide aufgerichtet. Darin steckt ein langer
Holzpflock mit bunten Tüchern. Auf den Steinen liegen Geld, kleine
Gebetsmühlen, Tierknochen, Kinderkleidung und Flaschen. So ein
religiöser Ort heißt Ovoo. Die Fahrer halten hier, umkreisen den
Ovoo im Uhrzeigersinn und beten für eine gesunde Fahrt. Oft wird
Geld gespendet oder mit Wodka dem Glück auf die Sprünge geholfen.
Selbstverständlich halten wir auch an diesen Stellen, schreiben alle
Drei fleißig Zettelchen und stecken diese unter die Steine. Jonas
legt meist noch einen schönen Stein darauf, so dass das Glück uns
treu ist.
Ein Ovoo bringt Glück
Jonas malt am Ovoo seine Abenteuer - Nomaden schauen dem Künstler über die Schulter
Jonas baut sich einen eigenen Ovoo
Es ist unglaublich wenig Verkehr auf
dieser wichtigen Hauptverbindungstrecke nach Osten. Meist sehen wir
über Stunden kein Fahrzeug oder Menschen. Aber am meisten sind wir
davon verblüfft, dass in der Nacht anscheinend mehr LKWs fahren als
am Tage. Für uns unvorstellbar, da der Zustand der Pisten sich
ständig ändert und viele Matsch- und Feuchtgebiete die Fahrt zum
Risiko machen. Jeden Tag sehen wir dann am Tage die festgefahrenen
LKWs, die extrem Beladen keine Chance haben sich aus der misslichen
Lage zu befreien. Dann kommen andere LKWs und die Ladung wird
umgeladen oder Umgepumpt. Warum sie dieses Risiko eingehen können
wir uns nur so erklären, weil die Entfernungen so unglaublich groß
sind und die Waren sonst doppelt so lange, also bis zu 2-3 Wochen
unterwegs währen.
Große Steigungen, hohe Absätze, tiefe
Löcher, Flussbette mit Sand, ewig lange Wellblechpisten, unzählige
Schlaglöcher und Baustellen sind unsere tägliche Herausforderung.
Der starke kalte Wind schleift die Steine am Boden richtig scharf.
Man muss unglaublich aufpassen, damit man sich nicht die Reifen
aufschlitzt. Unzählige Reifen zieren die Pisten.
Traumlandschaft
Nach den Bergen wird es langsam wieder
breiter und steppenartiger. Haben wir ganz im Westen große Yak
Herden und dicke Murmeltiere gesehen sind es jetzt Kühe, Schafe,
Kamele und kleine Erdhörnchen die sich mit uns die Natur teilen.
Aber in der ganzen Mongolei sehen wir unglaublich viele Greifvögel.
In den Bergen und im Altai sind es meist riesen große Adler die auch
oft neben der Piste sitzen und in den Städten die kleineren
Verwandten, die Milane.
Sitzblockade
Wo sind meine Yaks?
Wo schlafen wir? Die Frage stellt sich
eigentlich in der Mongolei nicht, denn es gibt Platz, viiieeeel
Platz. Man kann sich hinstellen wo man will. Es gibt keine Zäune,
keine Straßen, kaum Dörfer also niemanden den man stören könnte.
Mit etwa 2 Einwohner / km² ist die Mongolei eine der am wenigsten
Besiedelten Länder der Welt. Wenn man bedenkt, dass von den 2,4
Millionen Einwohnern ca. 1 Million in Ulaan Bator wohnen, bleibt
gerade mal 1 Einwohner / km². Und manchmal findet gerade dieser eine
Mongole den Stellplatz den man sich ausgesucht hat und bringt einem
Käse und Milch (meist vom Kamel, Stute oder Ziege). Einmal kommt aus
dem nichts ein Junges Pärchen auf dem Mopen vorbei. Sie sprechen
leider kein Wort Englisch. Schauen, lachen und fahren plötzlich
wieder. Nach 30min erscheinen sie wieder, vollgepackt mit hartem Käse
und einem Eimer frischer Kamelmilch. Natürlich schenken wir immer
etwas zurück. Am besten kommen Fotos an, und zwar ihre eigenen, die
wir mit unserem kleinen Drucker vor Ort schnell ausdrucken. Die
Freude ist immer riesig, manchmal auch zu viel, weil dann noch andere
Familienmitglieder geholt werden und Pemujo sich in ein Fotostudio
verwandelt.
Unsere Besucher: Jung und...
...ganze Familien
Und immer gut drauf!
Vor allem die absolute Stille in der
Nacht ist für uns neu, aber sehr schön. Kein Kunstlicht stört den
schönen Sternenhimmel. Alles ist einfach spitze.
Steppe bei Nacht
Wasser bekommen wir in so genannten
Wasserhäusern. In den Dörfern aber auch Städten gibt es ein
Wasserhaus. Entweder erkennt man es daran, dass ein langer schwarzer
Schlauch aus einem kleinen Fester hängt und die Erde nass ist oder
man entdeckt Menschen mit Eimern oder Handwagen, die das Wasser nach
Hause tragen.
Beim Wasser organisieren
Essen gibt es in kleinen Supermärkten.
Die verstecken sich meist in normalen Wohnhäusern und sind nur durch
kleine Werbetafeln oder durch Menschen mit Tüten zu erkennen. Gemüse
gibt es wenig, und wenn dann nur kleine überreife Gurken, Karotten
oder Kartoffeln.
Wir benötigen bis Bayanhongor 6 Tage,
obwohl wir jeden Tag von ca. 9 Uhr bis ca. 19 Uhr fahren. An manchen
Tagen schaffen wir gerademal 90 km. Die Pisten verschleißen uns und
vor allem Pemujo. Zum Glück hält alles.
Mal wieder ganz großartige Bilder und mit euren Schilderungen kann man sich so richtig rein versetzen und ein bisschen träumen ...
AntwortenLöschenLiebe Grüße aus Bayern
Otto
Irgendwie bin ich verwirrt, glaube mich erinnern zu koennen dass ihr schon in Ulan Bator gewesen seid?
AntwortenLöschenNun soll es nach dieser wilden Fahrt nochmals dahin gehen? Habe versucht das Ganze im Atlas und Karte zu verfolgen. Astana, die neue Hauptstadt von Kazachstan ist in meinem deutschen Knaur-Atlas von 1991 nicht drin, wogegen Oelgiy, ein sogennantes Kuhdorf in der Mongolei zu finden ist.Tsetserleg ist auch mit Fettschrift vermerkt. Also, risikobereit seid ihr, das muss man euch lassen! Muffsausen bei so einer querfeldein Tour sollte eigentlich Normalitart sein. Ob soetwas auf Dauer immer gut geht wage ich zu bezweiflen.
Wuenschen trotzdem weiterhin Erfolg und wenig Unannehmlichkeiten'
Es gruessen die Leute von der Stadt am Meer.
Hallo ihr wilden Özis.
AntwortenLöschenAus dieser tollen Familie kenne ich wohl nur Petra. Ich wusste schon immer, dass die liebe Petra von aussergewöhnlichem angetrieben wird. Jedoch übersteigt eine solch verrückte Tour all meine Vorstellungen!
Bin gerade mit meiner Partnerin nach einer längeren US-Reise durch 14 Staaten wieder in der Schweiz angekommen und stelle fest, dass wohl div. Reisesteigerungen noch vorhanden sind.
Ich bewundere euren Mut und Ausdauer, denn auch wenn das Reisen immer wieder grosse Freude bereitet, kann eine Reisemüdigkeit entstehen. Und dies ist in eurem Reisebericht überhaupt nicht zu erkennen. Toll, ich freue mich echt für euch!
Wollte mich schon lange einmal melden, werde dies aber Privat sobald wie möglich mit ein paar Fotos nachholen.
Nun wünsche ich eine gute und sichere Weiterfahrt und dass ihr auch ja gesund am anderen Ende der Welt ankommt. Schliesslich würde ich mich in ein paar Monaten über eine Wiederbegegnung, mit vielen Erzählungen, echt freuen!
Nun grüsse ganz herzlich deine wilde Familie,
de Marcel aus Zürich