Pleiten, Pech und ... große Gastfreundschaft. Aber dazu gleich mehr.
Wir waren uns im Vorfeld nicht sicher, ob wir durch das
berühmte Fergana Tal fahren können. Es gilt als Zentrum der Seidenstraße aber
auch als instabile Provinz in Usbekistan. Die ganze Welt wurde auf das schöne
Tal 2005 aufmerksam, als Unruhen, vor allem in der Stadt Adijon, vom Militär
gewaltsam niedergeschlagen wurden. Offiziell hieß es, dass radikale Islamisten
gestoppt wurden. Aber in Wirklichkeit sind die Probleme wieder einmal
hausgemacht. Nach dem Zerfall der UDSSR wurde eine künstliche Grenze zwischen
Usbekistan, Tadschikistan und Kirgistan gezogen. Dadurch wurden alte
Handelsrouten, Gemeinden und Völker geteilt bzw. zwangsverschmolzen.
Nicht nur wir möchten ins Fergana Tal... |
...und nicht nur wir sind "leicht" überladen! |
Kraftwerke und Kohletagebau verpesten den blauen Himmel. Es ist
unglaublich was hier in die Luft geblasen wird.
Wir nähern uns dem Kamschik Pass (2.267 m), der das Tor ins Tal bildet.
Das Tal ist halb so groß wie die Schweiz und hat über 7 Mio. Einwohner. Damit ist Fergana die dichtbesiedelte Provinz Usbekistans.
Runter mit dem Schmutz. Leider haben wir keine flache Flunder und passen nicht in die Waschboxen. |
Wir nähern uns dem Kamschik Pass (2.267 m), der das Tor ins Tal bildet.
Es ging ganz schön bergauf. |
Das Tal ist halb so groß wie die Schweiz und hat über 7 Mio. Einwohner. Damit ist Fergana die dichtbesiedelte Provinz Usbekistans.
Ein vom Militär stark bewachter Tunnel kürzt den Weg ab. Auch hier werden wir angehalten und befragt. Der Tunnel würde einen ADAC Test niemals bestehen. Kein Licht, keine Markierung nichts. Man fährt vom grellen Sonnenschein in ein schwarzes Loch und weiß nicht was einen erwartet. Schemenhaft erkennen wir schwerbewaffnete Soldaten alle paar Meter im Tunnel. Bei der Ausfahrt werden wir von Soldaten angehalten. Sie zeigen auf mein Handy in der Mittelkonsole und möchten es sehen. Wir geben es nicht raus, stellen uns doof und sagen immer nur "Germania Tourist, yes yes". Ein zweiter Soldat kommt herbei und behauptet wir hätten mit dem Blackberry Fotos gemacht. Wir sind uns keiner Schuld bewusst. Seit einer Ewigkeit haben wir das Handy nicht in der Hand gehabt. Wir streiten alles ab, lachen und sagen unser Sprüchlein bis die Herren auch lachen und meine „nice maschin“! Das war knapp.
Danach öffnet sich das Tal und es ist wirklich so grün wie
wir gelesen haben.
Die Obst- und Gemüsekammer Usbekistans strahlt richtig grün. Wir haben noch für ca. 400 km Diesel. Mehrfach haben wir an Tankstellen angefragt, aber immer eine negative Antwort erhalten. Deshalb möchten wir auch nicht im Tal lange spazieren fahren, sondern im nördlichen Teil bleiben.
Die Obst- und Gemüsekammer Usbekistans strahlt richtig grün. Wir haben noch für ca. 400 km Diesel. Mehrfach haben wir an Tankstellen angefragt, aber immer eine negative Antwort erhalten. Deshalb möchten wir auch nicht im Tal lange spazieren fahren, sondern im nördlichen Teil bleiben.
Im Nordosten des Tales liegt die zweitgrößte Stadt
Usbekistans mit 400.000 Einwohnern. Wir steuern Namangan an um dort zu
übernachten. Von hier sind es nach unserer Meinung nur noch 70 - 80 km bis nach
Kirgistan. Wo genau ein internationaler Grenzübergang im Norden Ferganas ist,
wissen wir jedoch noch nicht. Die Straße führt uns durch Obstplantagen und
vorbei an nicht enden wollenden Baumwollfeldern.
In unseren Reiseführern sind nur wenige Hotels für Namangan verzeichnet. Wir steuern das erste an. Es liegt im Zentrum und teilt sich den Parkplatz mit einem Krankenhaus. Eigentlich ist der schattige Platz ideal zum Übernachten. Wir melden uns an der Rezeption, fragen ob wir auf dem Parkplatz campen dürfen. Seiner Meinung nach ist das im Land nicht möglich, schließlich muss man sich registrieren. Auch unsere Beteuerung, dass wir das sogar in Tashkent durften, helfen nichts.
Wir fahren noch die anderen Hotels ab, jedoch haben die keinen Parkplatz etc. Also kommen wir wieder zum ersten Hotel. Wir sind bereit ein einfaches Zimmer zu nehmen. Er zeigt uns das Deluxe Zimmer und ein ganz einfaches Zimmer. Er kann nicht verstehen, warum wir zu Dritt so ein winziges Zimmer nehmen wollen. Er ahnt natürlich nicht, dass wir trotzdem im Auto schlafen wollen. Er bereitet die Unterlagen zum Registrieren vor und stellt fest, dass wir schon länger nicht mehr in einem Hotel geschlafen und somit keine Registration haben. Er nimmt den Hörer und fragt seine Chefin ob das geht. Wir wissen nicht was sie gesagt hat, sehen aber wie der Herr eine andere Nummer wählt. Mustafa versteht wie der Angestellte jemandem erklärt, dass er Touristen ohne gültige Registration vor sich hat… da greife ich (Mustafa) ein. Ich frage, ob er mit der Polizei telefoniert. Als er das bestätigt, behaupten wir, dass wir sofort in die Stadt Fergana weiter fahren.
In unseren Reiseführern sind nur wenige Hotels für Namangan verzeichnet. Wir steuern das erste an. Es liegt im Zentrum und teilt sich den Parkplatz mit einem Krankenhaus. Eigentlich ist der schattige Platz ideal zum Übernachten. Wir melden uns an der Rezeption, fragen ob wir auf dem Parkplatz campen dürfen. Seiner Meinung nach ist das im Land nicht möglich, schließlich muss man sich registrieren. Auch unsere Beteuerung, dass wir das sogar in Tashkent durften, helfen nichts.
Wir fahren noch die anderen Hotels ab, jedoch haben die keinen Parkplatz etc. Also kommen wir wieder zum ersten Hotel. Wir sind bereit ein einfaches Zimmer zu nehmen. Er zeigt uns das Deluxe Zimmer und ein ganz einfaches Zimmer. Er kann nicht verstehen, warum wir zu Dritt so ein winziges Zimmer nehmen wollen. Er ahnt natürlich nicht, dass wir trotzdem im Auto schlafen wollen. Er bereitet die Unterlagen zum Registrieren vor und stellt fest, dass wir schon länger nicht mehr in einem Hotel geschlafen und somit keine Registration haben. Er nimmt den Hörer und fragt seine Chefin ob das geht. Wir wissen nicht was sie gesagt hat, sehen aber wie der Herr eine andere Nummer wählt. Mustafa versteht wie der Angestellte jemandem erklärt, dass er Touristen ohne gültige Registration vor sich hat… da greife ich (Mustafa) ein. Ich frage, ob er mit der Polizei telefoniert. Als er das bestätigt, behaupten wir, dass wir sofort in die Stadt Fergana weiter fahren.
Und jetzt kommt noch
riesen Pech hinzu!
Inzwischen ist es Abend geworden und es dämmert leicht. Der
Sprit ist knapp, es wird dunkel, da macht es keinen Sinn in eine touristischere
Stadt zu fahren. Wir wollen unser Glück am Flughafen probieren und uns dort ein
Zimmer in einem Business Hotel nehmen. Auch wenn’s teuer werden sollte, aber es
hilft ja nix.
Wir kommen an einer Tankstelle vorbei und fragen erneut nach
Diesel. Nein, auch hier gibt es ihn nicht, aber 500 m weiter an der nächsten
Tankstelle würde es Diesel geben. Wir fahren wieder raus aus der Einfahrt und
plötzlich knallt es laut. Ein hoher Randstein, den ich (Mustafa) nicht gesehen
habe, hat beim Abbiegen den hinteren rechten Reifen aufgeschlitzt.
Wir können gerade noch Pemujo zum Straßenrand lenken. Der Tankwart und andere Männer kommen gleich. Mit Entsetzen und großer Verärgerung sehe ich mir den platten Reifen an. Ich bin so wütend auf alles, aber am meisten auf mich selbst!
In der Dunkelheit konnte ich den herausstehenden Randstein leider nicht sehen. |
Den guten Reifen hat's richtig aufgeschlitzt. Das hält der Beste Reifen nicht aus. |
Wir können gerade noch Pemujo zum Straßenrand lenken. Der Tankwart und andere Männer kommen gleich. Mit Entsetzen und großer Verärgerung sehe ich mir den platten Reifen an. Ich bin so wütend auf alles, aber am meisten auf mich selbst!
Inzwischen ist es richtig dunkel geworden. Petra und Jonas
sind sehr müde und wollten eigentlich nur noch was essen und schnell ins Bett.
Jetzt so etwas. Ich hole den Wagenheber heraus und krieche unter das Auto um
das Ersatzrad zu holen. Doch irgendwie bekomm ich den Verschluss nicht
geöffnet. Ich habe die schlimme Vermutung, dass ich den falschen Wagenheber
dabei habe oder das entscheidende Teil fehlt. Mir wird es ganz mulmig und flau
im Magen.
Der Tankwart versucht auch den Verschluss zu lösen und bevor ich
schauen kann hat er in guter Absicht was verbogen. Ich bitte ihn nichts mehr zu
machen. In diesem Augenblick ruft jemand auf Türkisch, ob er einen „Usta“ = Mechanikermeister
holen soll. Ja natürlich, sehr gerne. Inzwischen demontiere ich den zweiten
Ersatzreifen vom Dach der Kabine. Dieser ist ohne Felge.
Der Mechaniker hat
einen großen Wagenheber dabei und im Nu hat er den kaputten Reifen demontiert.
Der türkisch sprechende junge Mann, Akber, packt die zwei Reifen und den
Mechaniker ein und verschwindet in der dunklen Nacht. Jonas verteilt inzwischen
Gummibären, die letzten aus seinem Vorrat, an die Helfer und Zuschauer. Nach 30
Min. sind Akber und der Mechaniker zurück. Der neue Reifen ist auf der Felge
und wie vereinbart auf 3 bar aufgepumpt.
Ich hatte Sorge, dass er beim Demontieren
des Reifens die Reifendrucksonde auf der Felge beschädigen könnte. Aber auch auf
das hat er geachtet. Der Reifen ist dann wieder schnell montiert.
Wir fahren
gemeinsam in die Reifenwerkstatt um alle Schrauben fest anzuziehen und den
Luftdruck zu kontrollieren. Als ich nach dem Peis frage und den Mechaniker
bezahlen möchte springt Akber ein und übernimmt die Rechnung. Er sagt: „Es ist
mir eine Freude dir zu helfen. Als ich in der Türkei war haben mir viele Türken
geholfen, jetzt kann ich was zurückgeben.“ Die Rechnung war sehr niedrig. Ich
konnte es gar nicht fassen. Als ich wenigstens Trinkgeld geben will, werde ich
von den Anwesenden geschimpft. Ich würde damit die Preise kaputt machen.
Jetzt
gilt es noch das Dieselproblem zu lösen. Wir fahren verschiedene Tankstellen in
der Stadt an, aber nichts. Es wird lange telefoniert bis eine Tankstelle
ausfindig gemacht ist. Wieder quer durch die dunkle Stadt. Aber es lohnt sich,
denn diese Tanke hat Diesel. Wir gönnen uns fast 100 Liter, schließlich wissen
wir ja nicht was uns am nächsten Tag noch erwartet.
Ulubek,
ein zweiter junger Mann der auch perfekt Türkisch spricht, hat uns auch schon
die ganze Zeit begleitet. Er arbeitet in einer Textilfabrik in der
Exportabteilung und ist für die Türkei zuständig. Aus der Baumwolle werden hier
Wollfäden hergestellt und dann an namhafte Firmen in der Türkei verkauft. LKWs
bringen dann die Ware in die Türkei. Ulubek besteht darauf, dass wir heute
Nacht sein Gast sind. Er hat bereits seine Frau angerufen und sie angewiesen
für uns alles herzurichten. Es ist inzwischen Mitternacht und wir sind stehend
k.o. Natürlich hätten wir sehr gerne die Einladung des sympathischen Ulubek
angenommen, aber heute haben wir keinen Nerv mehr dafür. Wir entschuldigen uns
mehrfach bei ihm, ziehen aber den Parkplatz vor der Tankstelle, wo alles begann,
vor. Was für ein Tag, mit so vielen Enttäuschungen und Pech, aber auch so viel Glück und lieben Menschen. Wir hatten Glück im Unglück, dass die Reifenpanne nicht irgendwo in der Wüste bei 45 °C passiert ist. Es war ein riesen Glück, dass die türkischsprechenden Männer zur Stelle waren und uns so freundlich geholfen haben.
Wir ärgern uns, sind aber sehr sehr dankbar und glücklich, dass alles gut gegangen ist!
Wir lesen regelmäßig Euren Blog und sind begeistert. Schön das wir Eure großartige Reise auf diesem Weg ein wenig mitverfolgen können.
AntwortenLöschenWir wünschen Euch weiterhin alles Gute und das alles immer wieder so glimpflich ausgeht.
Wir beneiden Euch um Euer "Schneckenhaus". Unser koreanischer Bulli hat jetzt endgültig den Geist aufgegeben. Er ist jetzt am Weg nach Afrika ;-)
Habe ihn zum Schrottpreis hergegeben. Nun unser nächster Trip ist ja ein reiner Backpacker-Trip. mal schauen wie es uns da geht. Wir treiben uns von Ende November 2012 bis Anfang April 2013 in Indochina (Thailand,Kambodscha, Laos, Vietnam..) herum. Womöglich begnen wir uns ja irgendwo ;-)?!
LG die ÖSIS
Ulrike & Johannes