Endlich raus aus Bishkek und weiter Richtung Ostkirgistan.
Nicht weit von Bishkek entfernt liegt der Burana Tower, dem wir natürlich einen
Besuch abstatten. Dazu müssen wir durch den Marktfleck Toktogul fahren.
Muslimische Gräber werden eigentlich traditionell sehr einfach gehalten und haben keine Wände. In Kirgistan wird aus Lehm das Grab eingefaßt. |
Gleich bei
der ersten Querstraße werden wir von der Polizei angehalten. Immer das gleiche
Spiel. Polizeiauto steht irgendwo am Rand, ein Polizist winkt einen heraus,
stellt sich mit Namen vor und möchte die Papiere. Welche ist meist unsere
Frage, verdutzt heißt es dann „Maschine Passport“. Wir geben die
Fahrzeugpapiere meist zögernd oder gar nicht raus, weil die Polizisten einem
Angst machen wollen, wenn sie die Papiere, die sie meist nicht verstehen, in
der Hand halten. Dann muss ich mit zum Polizeiauto, wo der Chef drin sitzt. In
diesem Fall lautet die Anschuldigung, wir hätten vorhin nicht rechts in diese
Straße abbiegen dürfen. Auf meinen dezenten Hinweis, dass just in diesem
Augenblick einige PKW aus der gleichen Richtung an uns vorbei fahren, ernte ich
ein Kopfschütteln. Ich hätte ein Schild missachtet. Wir haben wirklich keins
gesehen. Energisch, aber freundlich weise ich jede Schuld von mir und möchte
den Oberchief sprechen. Tatsächlich wird jemand angerufen, der Englisch
spricht. Ich erkläre ihm, dass wir nichts falsch gemacht haben und alle anderen
hier fahren dürfen. Stelle vorsichtig die Frage, ob es evtl. damit zusammenhängt,
weil wir Touristen sind? Daraufhin wünscht man uns eine gute Fahrt. Dies
passiert uns leider auch am Rückweg wieder. Dieses mal, wollen wir eine
Quittung haben und zücken das Telefon um die Botschaft anzurufen. Freundlich
werden wir ohne Strafe verabschiedet. ;-)
Kochor die Bäckerin am Markt. Wir kaufen mehrere Fladen von diesem frischen Brot und essen es noch während der Fahrt auf. |
Petra und Jonas erklimmen den Turm. Nur ganz schmale Treppen führen innen nach oben. |
Man hat eine Jurte zu einem Museum umgewandelt und dahinter ist
ein größerer Bereich mit vielen Steinfiguren und Köpfen. Dies sind sehr alte
Grabsteine aus ganz Kirgistan. Man weiß jedoch nicht, ob damit die Gräber der
getöteten Feinde oder siegreichen Krieger geschmückt waren. Burana war einst ein sehr
wichtiges Handelszentrum entlang der Seidenstraße zwischen China und dem
fruchtbaren Fergana Tal.
Am Turm treffen wir eine deutschsprachige Reisegruppe
mit Guide. Natürlich werden wir gleich befragt und so entsteht eine nette Unterhaltung.
Wir erfahren, dass sie am Samstag, also in drei Tagen, am Song Kul See ein
Nomaden Fest besuchen werden. Dies soll sehr interessant sein. Der Guide zeigt
uns auf der Karte, wo ungefähr das Fest am See sein soll.
Song Kul See auf 3.016 m
Kurzerhand ändern wir unsere Pläne und steuern nach einem
kleinen Zwischenstopp am Issy Kul See, den Song Kul See an. Der See ist mit 18 km x 29 km
der zweitgrößte See Kirgistans und liegt auf einer Hochebene mit 3.016 m. Die
geteerte Straße führt uns durch Kochkor, bis wir dann rechts zum Song Kul
abbiegen. Ab jetzt gibt es nur noch Naturpiste.
Diesen Passmußte Pemujo hoch bis auf 3.158 m. |
Es geht durch ein tolles Tal
immer weiter hinauf. Eine sehr steile und schmale Piste führt jetzt die letzten
Kilometer hinauf zum 3.158 m hohen Pass.
Die Aussicht ist atemberaubend und
wird etwas von unserem Bammel gedrückt. Aber ohne Probleme kommen wir auf der
Hochebene an und bald öffnet sich auch der Blick auf diesen herrlichen See.
Die Piste ist steil und steinig aber gut befahrbar. Im Hintergrund der See. |
Abendstimmung am Song Kul. |
Wir
sehen kleine weise Punkte um den See verstreut, welche sich später als Jurten
herausstellen. Immer wieder kommen uns Schaf- oder Pferdeherden entgegen. Die
Hirten kommen zu uns auf einen Plausch.
Der Hirte kommt zu uns auf einen Plausch. |
Leider hatten wir zu wenig Platz um die nette Dame mit zu nehmen. |
Am Nordufer angekommen fragen wir bei der ersten Jurte nach
dem Fest. Der Mann meint freundlich, dass es morgen gleich hier am Ufer sein
wird und wir gerne bei seiner Jurte campieren können. Hmmm, der Guide der
Reisegruppe hatte uns aber das Südufer genannt. Wir bedanken uns artig und
teilen ihm mit, dass wir vorher noch das Südufer sehen möchten. Langsam wird es
spät und es beginnt zu dämmern. Die Temperatur sinkt sehr schnell.
Eine steinige Naturpiste führt um den See. Alle Nomaden die
wir fragen zucken mit den Achseln und sagen, dass es jetzt kein Fest gibt.
Toll! Wir fahren trotzdem weiter Richtung Südufer. Ein lustiger Nomade in
seinem alten Audi hält an und sagt uns, dass es tatsächlich morgen ein Fest
geben wird. Wir sollen einfach weiter fahren. Er komme später nach holt nur
noch schnell ´was alkoholisches zum Trinken. Wo, fragen wir uns nur, denn wir
haben nur den See, unendlich Landschaft und ein paar Jurten gesehen.
Es wird
dunkel, das Südufer haben wir auch fast ganz geschafft also beschließen wir in
der Nähe von ein paar Jurten am Ufer zu campen. Wir finden es inzwischen
richtig kalt, so um die 14 °C. Gut angezogen gehe ich mit Jonas eine Runde. Wir
treffen Jungs beim Holzmachen. Wir fragen sie nach dem Fest und sie zeigen
gleich nickend auf ein paar Jurten nicht weit entfernt. Juhu, wir haben es doch
noch gefunden.
Das Fest
Am frühen Morgen erkundet Jonas das Lager. In der Nacht hatte es eisige 8 °C! |
Wir fahren
sehr früh am Morgen rüber zu den anderen Jurten und möchten beim Aufbau des
Festes zuschauen. Als ersten begrüßen uns gleich zwei geschäftstüchtige Damen
und verkaufen uns Tickets, welche den Eintritt und ein Mittagessen beinhalten.
Wir haben Ticketnummer 2.
Alle sind sehr freundlich, jedoch sehen wir keine großen Festvorbereitungen. Ein Nomade meint zum anderen: „Wir wollten doch um 10 Uhr anfangen, oder?“ Ich grinse und mische mich auf türkisch ein: “stimmt, so steht es zumindest auf dem Programm“ und sie grinsen auch, denn es ist 10.05 Uhr. Immer mehr Touristen kommen, entweder zu Fuß (woher auch immer) oder mit Minibussen bzw. Jeeps. Wir vermissen die einheimischen Zuschauer.
Schöne traditionelle Musik für die Touristen. |
Das Fest
wird mit einer kurzen Ansprache (eine junge Dame übersetzt ins Englische)
eröffnet. Danach geht’s gleich musikalisch weiter. Männer mit Ziehharmonika und
traditioneller Gitarre begleiten Damen, die alte Nomadenlieder zum Besten
geben.
Leider besteht das Publikum fast ausschließlich aus Touristen. Das ist
also der Grund, warum die anderen Nomaden am Vortag nichts von diesem Fest
wussten.
Der starke Sieger. |
Irgendwie kommen wir uns wie im Zirkus vor.
Die Nomaden singen, zeigen Kunststücke mit
ihren Pferden, traditionelle Wettkämpfe zu Pferd
(im vollen Galopp versuchen
die Reiter Geldscheine vom Boden aufzuheben, oder zwei Männer treten gegeneinander
an um jeweils den Kontrahenten aus seinem Sattel zu werfen
und am Schluss gibt es noch das bekannte "Kok Boru" Spiel, wo zwei Mannschaften zu Pferd gegeneinander antreten und versuchen ein totes Schaf hinter der Linie des Gegners abzulegen)
Kok Boru war in der Sowjetzeit verboten. Jetzt darf es auf keinem Fest fehlen. |
und am Schluss gibt es noch das bekannte "Kok Boru" Spiel, wo zwei Mannschaften zu Pferd gegeneinander antreten und versuchen ein totes Schaf hinter der Linie des Gegners abzulegen)
und
veranstalten sogar ein Tauziehen, wo Touristen gegen Touristen etc. antreten. Da
wird es uns dann langsam zu viel des Guten.
Zwei "junge" Welten treffen auf einander, verstehen sih aber blendend. |
Wir gehen lieber zu den Jurten zurück, setzen uns ins Gras zu Nomaden und Touristen an die lange Mittagstafel und genießen hier die ausgelassene Stimmung.
Mit gemischten Gefühlen fahren wir noch am Nachmittag wieder zurück zum Issy Kul See. Die Anfahrt über den steilen Pass, der herrliche See mit den hohen Bergen im Hintergrund, die unglaubliche Weite der Landschaft und vor allem die freundlichen Nomaden in ihren Jurten haben uns beeindruckt und begeistert. Jedoch hatten wir bei diesem extra für Touristen inszenierten Fest ein komisches Gefühl, wir kamen uns wie in einem Zirkus vor.
Wir hatten
gehofft, ein lebendiges Nomadenfest zu besuchen, wo wir nur als geduldete
Zaungäste etwas in die fremde Kultur reinschnuppern dürfen. Auf der anderen
Seite verdienen die Nomaden auf diese Weise in den wenigen schneefreien Monaten
ein wenig dazu und können gezielt ihre Traditionen den Besuchern vermitteln.
und wieder wundervolle fotos!!! vielen dank! und weiterhin alles gute euch drei - wir vermissen euch :-)
AntwortenLöschensara, oli und thomas
Ich schließe mich an, sehr schöne Fotos. Bin begeistert. Passt auf euch auf. Kathrin
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