Mittwoch, 15. August 2012

Unsere Nachbarn, die Nomaden

Auf einer guten Teerstraße fahren wir gemütlich Richtung Norden. Das erste Stück noch parallel zur Usbekischen Grenze. Es ist immer noch grün wie im Fergana Tal, jedoch hat sich einiges nach der Grenze geändert.

Als erstes fallen natürlich die Deutschen Autos auf. Audi, VW, Mercedes und BMW meist nicht die ganz aktuellen Modelle, dafür dürfen die Fahrzeuge auch ruhig a bisserl größer sein. A6, E und S Klasse und unter einem 5er BMW geht nichts. Seit der Türkei haben wir keine Deutschen Autos mehr gesehen. Natürlich kann „Mann“ die vielen Pferde unter der Haube auf so schönen Straßen schwer zähmen und fährt entsprechend flott. Das ist ein ganz neues Gefühl, aber auch eine neue Gefahr.

Die Menschen tragen die berühmten Kirgisischen Mützen, lächeln und grüßen uns freundlich. Wir kommen an größeren Tankstellen der Firma Gazprom vorbei. Zum Spaß halten wir an einer größeren Tankstelle und sind begeistert. Der Tankstellen Shop hat eine größere Auswahl an Artikeln als mancher Usbekische Supermarkt.
Die Landschaft wird langsam hügeliger.

Der Kontrast zwischen den kargen Bergen und den saftigen Feldern ist herrlich.




Wir fahren jetzt am Naryn Fluss entlang. Es geht stetig bergauf und die Straße folgt dem Fußverlauf. Das türkiesblaue Wasser und die grünen Berge sind eine Wohltat nach dem gelb braunen Turkmenistan und Usbekistan. Immer öfter gibt es kleine Restaurants oder Jurten an der Straße oder direkt am Fluss, wo man essen oder gar schlafen kann. Die Temperaturen kühlen sich immer weiter ab, juhu.

Der Nary Fluss wird immer wieder zu Stauseen aufgestaut.
Sind wir in den Alpen, oder was sind das für LKW's?

Auf 1.950 m schlagen wir unser Nachtquartier an einer breiteren Parkbucht auf. Leider haben in der Nacht auch etliche LKW Fahrer die gleiche Idee. So werden wir immer wieder von LKW`s geweckt.


Es geht am nächsten Tag weiter bergauf und immer dem Fluss entlang.

Abendstimmung in den Bergen. Wir sind auf 2.000 m und links und rechts dieser Anblick.

Es war ein bischen steil und eng.
Wir hatten vor allem Sorge, als es immer wieder zu regnen began.
Zufällig entdecken wir eine schöne Stelle am Fluss. Wir fahren einen schmalen und steilen Abhang hinunter und parken direkt am Fluss. Der Platz ist gerademal so groß wie unser Pemujo und liegt so tief,  dass man uns von der Straße aus kaum sehen kann. Vor allem Jonas findet es hier klasse. Spontan beschließen wir hier zwei Nächte zu bleiben.


Jeder hat sein Lager am Fluss aufgestellt.
Die Pferde der Nomaden laufen frei herum. Es gibt keine Zäune.
Es ist einfach ein traumhafter Blick aus dem Pemujo: Berger, Bach und die Pferde.

Wir putzen und reinigen unser Auto von innen und außen und kochen leckere Sachen. Aber vor allem spielen wir im eiskalten Gebirgsbach. Er hat gerademal erfrischende 9 °C.
Endlich strahlt auch unser Pemujo wieder.
Jetzt schnitz ich mir ein Boot, dann einen Stecken zum Grillen.
Wenn mal in 100 Jahren hier einer vorbei kommt, kann er sich überlegen,
warum ich das hier wohl gemacht habe und was es sein soll, hi hi!
Das Wasser ist sauuu kalt, aber wir müssen einen Staudamm bauen.
Ist das anstrengend!

Die Dame bietet uns frischen Kumys an.
Direkt gegenüber von uns haben Nomaden ein kleines Jurten-Camp aufgebaut. Vier Familien leben in vier Jurten. Sie haben Pferde die frei herumlaufen können, Hühner, Hunde und Kühe. Die vielen Kinder rufen gleich herüber und winken. Eine Oma kommt zum Bach und gestikuliert, dass wir doch zu ihnen rüber kommen sollen. Sie zeigt uns eine Flasche mit weißer Flüssigkeit. Wir ahnen, dass es Kumys = fermentierte Stutenmilch ist.




Wir spazieren rüber zu unseren Nachbarn. Jonas vorweg.
An einem Vormittag lösen wir unser Versprechen ein. Ein Stück flussabwärts ist eine große Brücke über den Gebirgsbach und anschließend eine sehr wackelige Konstruktion über einen kleinen Wildbach. Dann finden wir das Nomadenlager. Freudig und aufgeregt werden wir empfangen. Wir gehen zur Jurte der alten Dame. Wir werden gleich zu Kumys eingeladen. Petra und Jonas lehnen freundlich das Getränk ab und ich muss die Familienehre retten. Ich muss sagen, es schmeckt gar nicht schlecht. So eine Art Kefir mit Alkohol. Gell wenn’s schäää macht!
Sie erzählen uns, dass sie aus Togtokul sind und den Sommer hier oben verbringen. Alle sammeln am Vormittag fleißig Waldhimbeeren, die sie dann an lokale Touristen an der Straße verkaufen oder zu Marmelade einkochen. Wir dürfen die frische Marmelade probieren. Ähhh, sagen wir mal so... es ist keine „Du darfst“ Marmelade. Sie war süß wie Honig ;-)





Gruppenfoto mit unseren Nachbarn.

Sie bitten uns sogar Fotos zu machen, was wir natürlich gerne machen. Irgendwie haben wir trotzdem Hemmungen einfach drauflos zu knipsen. Unsere kleinen Präsente kommen gut an.

Zurück im Auto suchen wir nette Fotos aus und drucken sie gleich mit dem kleinen Fotodrucker aus. Am nächsten Tag gehen wir wieder rüber zu den Jurten und übergeben die Fotos. Alle waren super glücklich über diese kleine Geste.
Petra wird von den Damen besonders herzlich begrüßt.
Mustafa kann sich mit den Ältesten auf Türkisch unterhalten, klasse!
Die Oma mit ihren Enkelinen möchte auch auf ein Foto.
Die Jungs zeigen Jonas gleich ihre Jurte. Lieder können die Kinder wegen dem Regen nicht spielen.


Natürlich lässt der Gegenbesuch nicht lange auf sich warten. Ein paar Nomadenkinder besuchen Jonas und wollen auch mal unsere "Jurte" sehen. Die Kinder sind ganz schüchtern und garnicht aufdringlich. Sie erzählen uns, dass sie alle in die Schule in Togtogul gehen, aber jetzt zum Glück ferien haben.

Wir gehen in die Schule...
...und ich geh' in den Kindergarten und komm bald zu den Halbstarken!
Die schüchternen Mädels lassen sich von Petra alles zeigen.
So viele liebe Kinder zum Spielen, müssen wir wirklich schon weiter?
Wir genießen richtig die Tage am Fluss, Erholung pur!

4 Kommentare:

  1. ein sehr schöner platz! und wieder wundervolle fotos! danke, dass wir so an euern erlebnissen teilhaben dürfen! weiterhin alles gute!!!
    liebe grüße aus bayern
    thomas

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  2. Wieder sehr gut. Also, nach der Bekleidung der Kinder zu beurteilen, wie ueberall sonst auf der Welt. Behausung und Ernaehrung machen die Ausnahme. Wohl den landschaftlichen Bedingungen angepasst.

    Es gruessen die Leute von der Stadt am Meer.

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  3. Ich fürchte, ich muss aufhören euren tollen Berichte zu lesen - ich werde das Fernweh nicht mehr los! ;-)))
    Auch von mir ganz liebe Grüße aus Bayern
    Otto

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  4. Lieber Otto,
    nein nein, nicht aufhören zu lesen.
    Fernweh ist die einzige Krankheit die einem auch Kraft gibt. Reise einfach mit uns! Lieben Gruss Özis

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Danke für deine Nachricht.
Liebe Grüsse, die Özis