Dienstag, 25. September 2012

zu Besuch bei Adler-Jäger


Wir haben schon oft Fotos oder Filmbeiträge von den mongolischen Adlerjägern gesehen. Die Besitzer des Blue Wolf engagieren sich in der Region und organisieren das bekannte Adlerfestival in Sagsai, 30 km südlich von Ölgii. Dadurch kennen sie natürlich Adlerjäger Familien.


Wir fragen die Inhaberin wo wir am besten Adlerjäger finden können. Sie sagt uns, dass jetzt noch nicht die Saison dafür ist, denn die Männer gehen mit ihren Adlern erst im Winter auf die Jagd. Sie beschreibt uns Familien in der Steppe um Sagsai. Jedoch glauben wir, dass wir die einsamen Gers in der Steppe nicht finden werden.
Blick auf Sagsai. Die weissen Punkte dahinter sind Ger Lager. Bei einem waren wir.
Deshalb organisieren wir einen russischen UAZ Jeep mit Fahrer, der uns zu einer der Familien bringt. Der Fahrer nimmt noch einen Freund aus Sagsai mit zurück in den Ort. Dieser nette Herr teilt sich mit Jonas und Petra die Rückbank.
Die Drei auf dem Rücksitz sind konzentriert, schließlich ist es eine wilde Fahrt.
Schon die Jeep Fahrt ist für uns Drei ein Abenteuer für sich. Meiner Meinung nach fährt der gemeine Mongole wie er reitet… schnell und wild. Auf der Piste werden wir kräftig durchgeschüttelt und immer wieder öffnet sich die Beifahrertüre durch die harten Schläge. Es ist lustig und macht großen Spaß. Hinter Sagsai fängt der Fahrer an sich durch zu fragen. Wie, wenn es kaum Menschen gibt? Er hält mal ein Moped an was ein Stück von uns entfernt vorbei braust oder Nomaden werden herbei gerufen.
Immer wieder Wasser und Matsch. Geht nur mit 4x4.
Wir fahren durch Bäche, die ganze Gegend ist sumpfig. Es hat ja auch fest geregnet. Der Fahrer erklärt uns, dass es schon lange nicht mehr so viel im Sommer geregnet hat, wie 2012. Wir kommen an einen Fluss, der für den UAZ unüberwindbar ist. Der Fahrer parkt das Auto neben dem Wasser und ruft mit dem Handy jemanden an.


Für die Ziegen gibt es dieses Jahr viel zu fressen.
30 min später sehen wir einen Reiter mit zwei Pferden im Schlepptau auf uns zu reiten. Uns wird gesagt, dass es jetzt per Pferd weiter geht.
Was, mit Pferden da durch?

Und auf geht's. Jetzt bin ich schon fast ein richtiger Mongole.
Jonas darf mit dem jungen Mongolen auf’s Pferd, Petra und ich bekommen ein eigenes Pferd.

Petra ganz lässig und elegant.
Übrigens, meine erste Erfahrung mit Pferden! Auf den Tieren queren wir den reißenden Fluss. Das Wasser reicht den Pferden bis zum Bauch. Die Tiere sind unglaublich gelassen und stark. Sie dulden sogar so einen ungelenkigen Reiter wie mich. Ich hab das Gefühl, dass mein Pferd das langsamste und faulste ist. Egal was ich mach, läuft es ganz gemütlich dahin.
Hallo Pferd, da will ich lang!

Oh, da war ich schon nervös.

Sieht romantisch aus, ist aber ein hartes Leben.
Natürlich komme ich als Letzter beim Ger an. Hier erwarten uns eine ältere Dame und ein älterer Herr mit zwei Söhnen und einer Tochter. Wir werden in das Ger hereingebeten und der Ehrenplatz am Tisch angeboten. Wir sitzen natürlich auf dem Boden und der Ehrenplatz ist direkt gegenüber der Eingangstüre. Es gibt nicht viele Möbel. Wir sehen drei Betten und eine kleine Kommode am Rand aufgestellt. Persönliche Gegenstände der Familie gibt es sehr wenige. In der Mitte steht ein eiserner Holzofen mit dem geheizt und auch gekocht wird. Ein Ofenrohr ragt durch das runde Dach. Die runde Dachöffnung ist auch das heiligste eines Ger. Das Symbol dieser Öffnung, ein Kreis mit zwei parallel verlaufenden Linien die sich Kreuzen, sieht man überall.
Gastfreundschaft wird den Nomaden sehr wichtig.
Wir erfahren, dass die Westmongolei fast ausschließlich von Kasachen bewohnt wird. Bis zur Stadt Altai ist die Gegend kasachisch und moslemisch geprägt. Die mongolischen Kasachen sagen auch von sich, dass sie die echten Kasachen sind, da sie sich dem starken Einfluss der Russen lange entziehen konnten. So kommt es, dass Mongolen im Altai auch etwas türkisch verstehen.

Wir bekommen gesalzenen Milchtee (der nicht jedem Özi schmeckt ;-)), in Öl herausgebackene Teigwaren und kleine Käsestücke gereicht.

Wir bekommen leckere Sachen zum Essen und gesalzenen Tee bis zum Abwinken.
Wir werden zu erst vom Familienoberhaupt ausgefragt. Er reagiert verdutzt, als wir ihm sagen, dass wir nur ein Kind haben. Er habe 10 Kinder, 5 Jungs und 5 Mädels, und die jüngsten drei sind noch bei Ihnen und leben als Nomaden in der Steppe. Er selbst sei inzwischen zu alt geworden um mit dem Adler im Winter in die Berge zu reiten um dort Füchse und andere Pelztiere zu jagen. Der jüngste Sohn hat die Kunst von ihm gelernt und ist jetzt in seine Fußstapfen getreten. Einige Fotos vom älteren Herren mit einem Adler und Medaillen kunden von seiner Kunst.
Er erzählt uns, dass die Adlerjungen in freier Wildbahn gefangen werden um sie dann zu zähmen und das gemeinsame Jagen anzutrainieren. Die Tradition verlangt, dass die Tiere zum Dank nach 7 Jahren, also der Hälfte ihres Lebens, wieder frei gelassen werden. So ein ausgewachsener Adler hat eine Flügelspannweite von bis zu 2,5m.

Uns werden verschiedene Fotoalben mit Bildern der Familie, Hochzeiten oder Jagdfotos aus vergangener Zeit gezeigt.

Und wir zeigen unsere Fotos vom Tag. Skeptische Blicke!
Nebenher kocht die Mutter Mittagessen für uns alle. Schaffleisch mit Zwiebeln angedünstet und Kartoffeln. Die Mongolen würzen ihr essen sehr wenig oder gar nicht. Das Essen kommt bei uns Drei unterschiedlich gut an ;-) Wir sind aber sehr froh, dass wir keine Innereien oder Hammelhoden angeboten bekommen.
Danach holt der Sohn den Adler vor zum Ger und lädt uns ein das Tier näher anzusehen. Der Adler ist groß und schaut ganznervös in alle Richtungen während er auf der Hand des jungen sitzt. Natürlich schützt der Junge seine Hand mit einem dicken Lederhandschuh.

Wow, was für ein schönes Tier.
Jetzt wird Jonas zum Adler gerufen um ihn zu streicheln. Klar, Jonas lässt sich die Chance nicht entgehen.
Ist der weich.
Danach darf Petra den Handschuh anziehen und das Tier auf den Arm nehmen. Der Greifvogel wiegt stolze 15 kg. Da kann man nicht lange Fachsen machen.
15 kg wiegt die Adlerdame.

Von mir aus kann's mit der Jagd los gehen.
Uns macht der Besuch bei den Kasachischen Nomaden sehr großen Spaß. Jonas wird noch einmal zu einer Extrarunde auf dem Pferd eingeladen. Es kommen Nachbarn hinzu, die wahrscheinlich uns Langnasen mal aus der Nähe sehen wollen.

Zurück geht es wieder für mich und Jonas per Pferd. Petra, die richtig reiten kann, wird auf eine Mopedspritztour eingeladen. Jonas soll eigentlich auch auf’s Moped jedoch bevorzugt er das coole reiten.
Kurze Mopedspritztour. Sie wär aber lieber geritten.
Ich, Sancho Pansa, darf wieder zurück „reiten“. Ein anderes Pferd, aber gleiches Problem, bin wieder der Langsamste.
Auch auf dem Rückweg klappt die Flussquerung hervorragend, nur tauchen wir dieses mal tiefer ein, so dass unsere Schuhe und Hosen nass sind.
Der Rückweg war noch aufregender.

Unserer Fahrer gibt auf der Rückfahrt mächtig Gas und lacht dabei. Er meint: „Mongolian Driver fast, Tourist uuuh ahhhh“ und lacht sich schief dabei. Für uns ist es ein Wunder, dass der Jeep in Ölgii nicht einfach auseinander fällt.

Unser cooler Fahrer.

1 Kommentar:

Danke für deine Nachricht.
Liebe Grüsse, die Özis